Freitag, 9. Januar 2015

Aristoteles - Ethik

Einleitung Aristoteles (sehr einfach geschrieben):

http://www.schmidt-bernd.eu/veranstaltungen/glueck/das-Glueck-bei-aristoteles.pdf

Jede Kunst und jede Lehre, ebenso jede Handlung und jeder Entschluss scheint ein Gutes zu
erstreben. Darum hat man mit Recht das Gute als dasjenige bezeichnet, wonach alles strebt.  NE I.1

Wenn wir also nicht alles um eines anderen willen erstreben, dann ist es klar, dass jenes (das
wir um seiner selbst willen erstreben) das Gute und das höchste Gut sein muss. Sonst ginge
das ins Unbegrenzte und das Streben wäre leer und sinnlos.  
NE I.2

Wird nun seine Erkenntnis (des höchsten Gutes) nicht auch für das Leben eine große Bedeutung
haben und werden wir nicht wie Bogenschützen, wenn wir das Ziel vor Augen haben, das
Richtige besser treffen können?  NE I.1
Wir wollen abermals auf das gesuchte Gute zurückkommen und fragen, was es sei. Offenbar
ist es (das Gute) in jeder Tätigkeit und in jeder Kunst ein anderes. Denn ein anderes ist es in
der Medizin und in der Kriegskunst und so fort. Welches ist nun das Gute in jedem einzelnen
Falle? Wohl das, um dessentwillen alles Übrige geschieht? Dies ist in der Medizin die Gesundheit,
in der Kriegskunst der Sieg, in der Baukunst das Haus, anderswo wieder anderes.
Bei jedem Handeln und jedem Entschluss ist es das Ziel. Denn dieses ist es, wegen dessen
man das übrige tut. Wenn es also ein Ziel allen Handelns überhaupt gibt, so wäre dies das zu
verwirklichende Gute…
Da sich viele Ziele zeigen, wir aber von diesen manche um anderer Dinge willen wählen, so
ist es offenbar, dass sie nicht Endziele sind. Das vollkommene Gute scheint allerdings ein
Endziel zu sein.  NE I.5 

Es würde auch keiner zu leben wünschen, wenn er sein Leben lang nur den Verstand eines
Kindes hätte, sich nach Kräften freute über das, worüber sich Kinder freuen.
NE X.2 

Außerdem würde sie [die Lust] jedes Gut, dem sie beigefügt werde, wünschbarer machen, so
das Gerechtsein und das Besonnensein…
Denn das angenehme Leben ist wünschbarer mit der Einsicht als ohne sie, und wenn das gemischte
Leben besser ist, so ist die Lust nicht das höchste Gut.
NE X.1  
Zu a)
Aber damit, dass die Eudaimonia das höchste Gut sei, ist vielleicht nicht mehr gesagt, als was
jedermann zugibt. Wir möchten aber noch genauer erfahren, was sie ist.
Das könnte vielleicht geschehen, wenn wir von der eigentümlichen Fähigkeit des Menschen
ausgehen. Wie nämlich für einen Flötenspieler, einen Bildhauer und überhaupt für jeden
Künstler und für jeden, der eine Tätigkeit und ein Handeln hat, in der Tätigkeit das Gute und
das Rechte liegt, so wird es wohl auch für den Menschen im allgemeinen gelten, so er eine
spezifische Tätigkeit hat.
Zu b)
Oder sollte es eigentümliche Tätigkeiten und Handlungen des Schreiners oder des Schusters
geben, nicht aber des Menschen, als ob er zur Untätigkeit geschaffen wäre?
Sollte nicht eher so, wie das Auge, die Hand, der Fuß und überhaupt jedes einzelne Körperglied
seine besondere Tätigkeit hat, auch der Mensch neben all dem auch seine besondere,
nur ihm eigene Tätigkeit besitzen?
Das Leben ist diese besondere Tätigkeit offenbar nicht, denn dies besitzen auch die Pflanzen.
Wir suchen aber das dem Menschen Eigentümliche. Das Leben der Ernährung und des
Wachstums ist also auszuscheiden.
Es würde darauf das Leben der Wahrnehmung folgen, aber auch dieses ist gemeinsam mit
dem Pferd und dem Rind und allen Tieren überhaupt.
Es bleibt also das Leben in der Betätigung des verstandesbegabten Teiles übrig…
Zu c)
Wenn wir zur Tätigkeit überhaupt noch das Merkmal hervorragender Tüchtigkeit in ihr beifü-
gen, (denn die Tätigkeit des Kitharisten ist das Kitharaspielen, die des hervorragenden Kitharisten
aber das gute Spielen),…wenn das alles so ist, dann ist das Gute für die Menschen die
Tätigkeit der Seele auf Grund ihrer besonderen Befähigung, und wenn es mehrere solche Befähigungen
gibt, nach der besten und vollkommensten; und dies auch noch ein volles Leben
hindurch. Denn eine Schwalbe und ein einziger Tag machen noch keinen Frühling.
NE I.6 

Darum bedarf die Eudaimonia der körperlichen sowie der äußeren Güter, damit sie nicht
gehindert werde. Jene, die behaupten, ein Mensch, der aufs Rad geflochten wurde oder in ein
großes Unglück geraten ist, wäre der Eudaimonia teilhaftig, wenn er nur tugendhaft sei, behauptet
absichtlich oder unabsichtlich Unsinn.
NE ??  

Der Verständige scheint das für ihn Gute und Zuträgliche recht überlegen zu können, nicht
das Gute im Einzelnen, also was für Gesundheit und Kraft gut ist, sondern was das gute Leben
im ganzen angeht.
NE VI.5  


Tugendhaft ist also jemand, der sich der körperlichen Lust ohne Willensanstrengung enthält,
sich an seiner Enthaltsamkeit freut und dabei noch ein Glücksgefühl empfindet. Wer sich jedoch
erst selbst überwinden muss, hat nach Aristoteles einen lasterhaften Charakter und handelt
nicht tugendhaft.
Gleiches gilt für die Tapferkeit. Tapfer ist jemand, der aus sich heraus Furchtbares aushält
und sich an dieser Tatsache freut, ohne es sich als Verdienst oder Leistung anzurechnen. Der
Tapfere ist tugendhaft. Derjenige, der sich erst überwinden muss, ist feige und lasterhaft.
Damit ist die Aristotelische Tugendethik keine Pflichtethik im Sinne Kants. Für Kant ist es
geradezu ein Kriterium der Pflicht, das zu tun, was nicht der Neigung entspricht und was man
nicht von sich aus ohne Willensanstrengung tun würde.  

Es genügt also nicht, über die Tugend Bescheid zu wissen, sondern man muss auch versuchen,
sie sich anzueignen und auszuüben oder wie immer sonst tugendhaft zu werden.
NE X.10 

Die Tugenden dagegen erwerben wir, indem wir sie zuerst ausüben, wie es auch für die sonstigen
Fertigkeiten gilt. Denn was wir durch Lernen zu tun fähig werden sollen, das lernen wir
eben, indem wir es tun: Durch Bauen werden wir Baumeister und durch Kitharaspielen Kitharisten.
Ebenso werden wir gerecht, indem wir gerecht handeln, besonnen durch besonnenes
und tapfer durch tapferes Handeln…   Und mit einem Wort: Die charakterlichen Einstellungen entstehen durch die entsprechenden
Tätigkeiten. Darum muss man die Tätigkeiten in bestimmter Weise formen…
Es kommt also nicht wenig darauf an, ob man von Jugend auf an die oder jenes gewöhnt ist;
es kommt viel darauf an, ja sogar alles.
NE II.1

Es muss also der Charakter schon in gewisser Weise zuvor der Tugend verwandt sein, das
Schöne zu lieben und das Schimpfliche zu verabscheuen. Denn besonnen und zuchtvoll zu
leben ist für die meisten nicht angenehm, und erst recht nicht für junge Leute. Also müssen
Erziehung und Beschäftigung durch Gesetze geregelt werden. Denn das, woran man sich gewöhnt
hat, ist nicht mehr schmerzlich.
NE X.10

Denn die meisten gehorchen eher dem Zwang als den guten Worten und der Strafe eher als
dem Vorbild der Tugendhaften….
Wenn nun, wie gesagt, jener, der tugendhaft werden soll, gut erzogen und gewöhnt werden
muss und dann in anständiger Beschäftigung leben und weder freiwillig noch unfreiwillig das
Schlechte tun soll, so wird das wohl geschehen, wenn man einem bestimmten Geist gemäß
lebt und nach einer rechten und zugleich wirksamen Ordnung…
Das Gesetz dagegen hat zwingende Gewalt und ist ein Ausdruck eines bestimmten Erkennens
und Geistes.
NE X.10

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