Freitag, 28. November 2014

Prof. Avid Graf über die Einheit von Gegenständen und den Begriffsrealismus

Norman Schultz: Herr Prof. Graf, was denken sie könnte ein Gegenstand sein?

Avid Graf: Nun ein Gegenstand besteht natürlich in einem Zusammenhang. Er ist in einem Universum wie in einem Behälter und doch irgendwie getrennt davon und wiederum doch auch nicht. Ich meine schauen Sie, natürlich begreifen sie sich als selbstständig, doch dann ist dieser Stoff an ihnen, der auch in anderen Dingen ist und aus anderen Dingen kommt. Und dann ist dort auch noch die Form, die Sie genauso in anderen Dingen finden. Sie sind Mensch. Stellen Sie sich doch schlicht mal ein Universum ohne diese Form vor, die sich beständig wiederholend zeigt. Es würde zerfallen oder?

Norman Schultz: Ich bin mir nicht sicher, es könnte schließlich auch sein, dass es sich nur um Ähnlichkeiten handelt.

Avid Graf: Das stimmt, deswegen ist es mit einer Theorie, die nur die Formhypothese ausargumentiert nicht getan. Es bedarf auch noch der Suche nach der Einheit der Formen. Schauen Sie aber nun, so wie das Universum Eines in seinen Formen sein kann, so verhält es sich auch im Gegenstand zu seinen Eigenschaften.

Einerseits sind die Eigenschaften des Gegenstandes unabhängig vom Gegenstand, auf der anderen Seite sind sie es nicht. Der Gegenstand ist daher das Eine und damit das Wesen, unabhängig von der Wahrnehmung, da die Wahrnehmung schlicht die Eigenschaften wahrnimmt; andererseits aber ist der Gegenstand auch das, was in viele Eigenschaften zerfällt.

Norman Schultz: Wie beziehen sich aber die verschiedenen Eigenschaften im Gegenstand wesentlich aufeinander und wie machen sie den Gegenstand aus?

Avid Graf: Nun die Einheit des Gegenstandes ist offenbar keine Eigenschaft des Gegenstandes, denn dann wäre sie eine Eigenschaft von vielen. Zwar können wir den Gegenstand ohne bestimmte Eigenschaften nicht denken, aber die Kompatibiltät der verschiedenen Eigenschaften hängt noch von einer möglichen Einheit des Gegenstandes ab, die der Möglichkeit der Eigenschaften vorausgesetzt sein muss und selbst nicht Eigenschaft ist.

Norman Schultz: Wie nehmen wir dann die Einheit der Eigenschaften im Gegenstand war?

Avid Graf: Für die Reproduktion der Eigenschafen brauche ich eine Regel, das heißt: Ich folge dem Erscheinen bestimmter Eigenschaften in der Zeit und verknüpfe diese Wegmarken zu etwas, was nach einer Regel wiederholbar ist. Nur wenn ich dieses tue, komme ich zu einheitlichen Gegenständen. Wie aber verfolge ich eine Regel und woher nehme ich die Regeln? Nun die Regel muss in einem Begriff enthalten sein. Dies ist im wesentlichen die Idee, die Kant in seiner Theorie stark machte, nämlich die Idee von der Einheit der Begriffe und die so wohlwollend im Begriffsrealismus aufgegriffen wird. Ich halte sie für leistungsfähiger als die gewöhnlichen, empiristischen Modelle.


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